Deutsche zusammenfassung.
Eine getanzte Arabeske in bronze erstarrt
Der sorgsam rekonstruierte altholländische Renaissancegarten um das Anwesen Borg Verhildersum in Leens bei Groningen bildet in seiner idyllischen Fassung mit sattgrünen Rasenflächen und zart gefärbten Blumenbeeten den Hintergrund für die Erfüllung eines Traumes; Von 1977 an arbeitet der Bildhauer Eddy Roos hier an der Verwirklichung eines von ihm geschaffenen Skulpturgartens.
Die Frühere Konservatorin von Borg Verhildersum in Groningen, Frau Tine Clevering-Meijer, bat den aus Amsterdam stammenden Bildhauer kurz nach seinem Wohnsitzwechel zum Groninger Hogeland, seine Ideen über so einen Skulpturgarten bei ‘ihrer Borg’ zu verwirklichen. Eddy Roos hatte schon damals den grossen Traum einen eigenen Skulpturgarten zustande zu bringen, enzückt wie er war von dem Skulpturgarten von Aristide Maillol beim Louvre in Paris. So ein prominenter Platz war aber nicht sein erste Ambition. Das Vorbild von Brancusi, der auf einem verträumten Plätzchen in seiner rumänischen Heimat einen vergleichbaren Plan verwirklichte, sprach ihn mehr an. Um so mehr, als Frau Clevering seit 1967 damit beschäftigt war, den Landschaftsgarten des aus dem 14, Jahrhundert stammenden Anwesens des Ommelander Geschlechts der Tjarda van Starkenborgh zu einem nach dem ‘Goldenen Schnitt’ geordneten (barocken) Garten zu stilisieren. Sie orientierte sich dabei an Gärten, wie sie der aus dem 16 Jahrhundert stammende friesische Architekt Vredeman de Vries in den nördlichen Niederlandern eingeführt hatte. Roos entwickelte ein ausbalanciertes geometrisches Konzept zur Aufstellung von dreizehn Bronzeplastiken.. unter denen fünf Doppelfiguren waren. Nach einer anfänglichen Unterstützung durch die Obrigkeit wird die Finanzierung des Projekts nun von einer privaten Stiftung getragen. Den Skulpturgarten um Borg Verhildersum sieht Eddy Roos als die Erfüllung eines lang gehegten Wunsches.
Anfänglisch wollte er aus der asiatischen Symbolsprache über den Lebensweg ein thematisches Konzept entwickeln. Diese Absicht hat er aber als zu anspruchsvoll aufgegeben, ebenso übrigens wie das Stilprinzip. Er wollte nämlich nicht nach einem von der Kunsthistorie sanktionierten Stilbegriff arbeiten. Nach einer Anfangsperiode mit Deformationen ‘à la Lipchitz’ lässt sich Eddy Roos nicht mehr von derartigen Kunstgriffen leiten. Viel wichtiger findet er es nun, der natürlichen Bewegung seiner tanzenden Modelle Form zu geben. Er sucht die innerliche Arabeske, die beinahe abstrakte Bewegungslinie, die sich in einer bestimmten Kurve des Rückens abzeichnet. Die Arabeske verkörpert für ihn innerliche Emotionen wie spielerische Bewegung, Lebensfreude, Energie und Sinnlichkeit.
Diese Thematik ist nicht allein aus den bisher aufgestellten zehn Plastiken im Sculpturgarten von Verhildersum abzulesen. Die gleiche Sinnlichkeit spricht auch aus zwei grossen Aufträgen monumentaler Art, die er in der ‘Randstad’Holland verwirklicht hat. Eine schwebende Doppelplastik in Amsterdam-Nord zur Erinnerung an den Kampf holländicher Mitglieder in der Internationalen Brigade im Spanischen Bürgerkrieg und eine monumentale Tanzfigur in einem Kreisförmigen Rahmen bei der Metro in Rotterdam.
Von Beginn seiner Bildhauerkarriere an wurde Eddy Roos start gefesselt durch Tanz und Bewegung. Was auch zum Ausdruck kommt durch sein stetes Interesse für Choreographie. Kurz nach seinem Akademiestudiens zeigte sich dieses choreographische Interesse in einigen Experimenten auf dem Gebiet des Total-theaters und in einigen Tanz- und Mimikaktivitäten. Von grosser Bedeutung für seine Entwicklung als Bildhauer waren danach seine intensiven Kontakte mit der modernen Tänzerin Pauline de Groot. Um 1985 verfolgte er ferner in direkter Nähe die Tanzaufführungen von Pina Bausch und ihrer Wuppertaler Gruppe.
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